Die PipesBox im Test - Wir schauen uns die kleine schwarze Box genauer an

Bild © crissxcross
Neben den USB Ports befindet sich ein LAN Port an der PipesBox
Geschrieben von danielboe

Smart Home ist ein großes Thema in Zukunft, darüber sind wir uns sicher alle einig. Das es im Moment keine perfekte Lösung gibt, kann man aber auch behaupten. Jeder Hersteller versucht eigene Ideen zu präsentieren, eigene Zentralen, neue Sensoren und auch innovative Kommunikationswege. Das Problem an der Sache ist, nichts davon lässt sich einfach Verbinden und gemeinsam nutzen. Bessere Geräte kosten mehr Geld, billige Varianten haben Defizite.

Was nun, wenn man alles Kombinieren kann? Der Traum von unbegrenzten Möglichkeiten, wenn man so will. Genau Das will das Team von PipesBox unter der Leitung von Jan Krog schaffen. Ihr Startup wurde erfolgreich auf StartNext finanziert und eine erste Version ihrer Lösung wurde bereits verschickt. Wir haben uns die PipesBox einmal angeschaut und ausprobiert, was bereits möglich ist.

Die Hardware der PipesBox: klein aber fein

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Lieferumfang der PipesBox

Die PipesBox gibt es in 2 Varianten zu kaufen: Als fertiges Gerät und als SD-Karte für ein Raspberry Pi. Und daraus kann man schon eines schlussfolgern: Die PipesBox ist nichts anderes als ein Raspberry Pi mit aufgestecktem Z-Wave Modul und einer speziell entwickelten Software auf der SD-Karte. Das heißt, nicht das gesamte Projekt gibt es Open Source zum Download. Die Entwickler verkaufen die SD-Karte für 49,95€ und die komplette PipesBox für 149,95€

Inbetriebnahme

Die Installation gestaltet sich etwas aufwändiger als bei anderen Lösungen, ist aber dem Normalanwender durchaus noch zu zutrauen. Die Entwickler stellen ein einfach verständliches Tutorial zur Verfügung, welches die Installation erleichtert.

  1. Ist die Registrierung im “PipesMarket”. Was dieser Market ist, wird später erklärt.
  2. Die Anmeldung eurer PipesBox. Dies dient einerseits der Verknüpfung mit dem Market, andererseits gibt euch das Konto die Möglichkeit, einfach von überall auf die Box zuzugreifen.
  3. Nach der Anmeldung könnt ihr euch auf eure eigene PipesBox via Button “Fernzugriff” einloggen. Das Passwort wird bei der ersten Anmeldung vergeben, also gut merken!

Abschließend noch ein kleines Video der Entwickler, welches noch einmal den kompletten Prozess verdeutlicht:

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Die Benutzeroberfläche

Die Oberfläche wirkt modern, gut gegliedert und man merkt sofort die Optimierung für Mobilgeräte. Meiner Meinung nach ist das sinnvoll, denn wer schaltet schon das Licht aus oder ein, indem er erst seinen PC startet. Eher wird man dann später per Smartphone oder Tablet arbeiten.

Der Homescreen der PipesBox

Der Homescreen der PipesBox

Aufgeteilt wird in Home, Pipes, Steuerung und Einstellungen. Auf dem Homescreen werden noch einmal wichtige Orte aufgelistet. Man kommt so schneller in einzelne Untermenüs. Der 2. Punkt sind Pipes. Angeboten wird hier entweder die fertigen Pipes aus dem Market zu verwenden oder per “Experten” Button eine eigene Pipe zu erstellen. Was das überhaupt ist, erklären wir noch. Bei Steuerung werden Elemente eingeblendet, welche vorher in der entsprechenden Pipe programmiert werden. Das klingt erst einmal verwirrend, wird sich aber auch noch auflösen. Ein Beispiel ist hier die Einblendung eines Schalters für eine Zwischensteckdose. Als letztes noch Einstellungen. In diesem Menü werden weitestgehend nur Geräte eingebunden. Aktuell geht das mit Z-Wave Komponenten und mit speziellen W-Lan Kameras.

Installation von Komponenten einfach per Knopfdruck

Eine Z-Wave Komponente wird gesucht und eingebunden

Eine Z-Wave Komponente wird gesucht und eingebunden

Zu Testzwecken habe ich mir eine Z-Wave Steckdose besorgt. Diese soll nun eingebunden werden. Als erstes navigieren wir dazu ins Einstellungen Menü, dort finden wir den Button “Z-Wave”. Im nachfolgenden Menü einfach den Button “Gerät hinzufügen” klicken und wenig später den verbinden Knopf auf der Z-Wave Steckdose ca. 1 Sekunde. Das Web-Interface sollte nun signalisieren, dass eine neue Komponente erkannt wurde und sie sollte nun oben in der Liste auftauchen. Dort kann sie noch individuell benannt werden.

Eine Pipe aus dem Market installieren

Um jetzt überhaupt etwas mit der Hardware anfangen zu können, benötigen wir erst einmal eine Pipe. Bei anderen Herstellern für Smart Home können wir schon loslegen und zumindest Steckdosen schalten. Das geht hier nicht.

Der PipesMarket gibt uns die Möglichkeit fertige Pipes zu installieren.

Der PipesMarket gibt uns die Möglichkeit fertige Pipes zu installieren.

Um es aber nicht gleich zu kompliziert zu machen, werden wir uns einmal in den Market begeben und eine fertige Pipe installieren. Dazu navigieren wir in das Menü Pipes.

Ein Klick auf “Market” öffnet diesen im Browser. In der Kategorie “Komfort” finden wir die Pipe “Steckdose fernsteuern”. Eine Übersicht öffnet sich und erklärt, wie die Konfiguration abläuft. Über den Button oben rechts können wir die Pipe installieren. Danach wieder zurück zur Box mit “Meine PipesBox” in der Navigationsleiste ganz oben. Im Menü Pipes finden wir auch schon den Punkt “Z-Wave Steckdosen steuern”. Anklicken, “Konfiguration” klicken, einen Namen dafür eintragen, im nächsten Punkt unsere Steckdose auswählen, “weiter” und "fertig”. Die Pipe sollte nun aktiviert sein, ansonsten den Play Button klicken. Im Menü Steuerung finden wir nun die Steckdose, welche per Klick an und abgeschaltet werden kann.

Was sind eigentlich diese Pipes?

Eine Pipe ist nichts anderes als eine Verknüpfung von Operatoren und Ein/Ausgaben. Es ist also eine Art grafische Darstellung von Quellcode. Mehr Informationen zu diesem Thema findet man auch unter Wikipedia unter "Flow-based programming". So verwirrend wie es hier klingt, ist es eigentlich auch, doch wir werden uns später noch unsere eigene Pipe basteln.

Hier eine installierte Pipe, welche gestartet wurde.

Hier eine installierte Pipe, welche gestartet wurde.

Sinn des Ganzen ist es, dem Nutzer die Möglichkeit zu geben, seine Komplette Heimautomatisierung selbst zu erstellen. Man ist damit nicht, wie bei anderen Herstellern, an vorgegebene Aktionen gebunden. Auch die Erweiterung um weitere Hardware, ein Beispiel wäre wohl ein Display, ist somit möglich. Bis jetzt wird auf der Website von PipesBox wenig zum Thema erklärt. Auch im Market, welcher später auch mit benutzerdefinierten Pipes befüllt werden soll, gibt es noch sehr wenig Auswahl.

Im Baukasten selbst stehen diverse Bausteine bereit. So kann man z.B. den Wert eines Sensors auslesen und wenn dieser einen bestimmten Sollwert überschreitet, einen Schalter auf On setzen. Verzögerungen, Ausgaben im Webinterface, Erkennung von Bewegungen einer Kamera usw. All diese Module können mehr oder weniger frei verknüpft werden.

Wir erstellen unsere eigene Pipe

Mit dem Hinweis "Wichtiger Hinweis: Der PipesDesigner ist nur für Experten gedacht und befindet sich derzeit noch einem Beta Stadium!" beginnt das Tutorial auf der Homepage der PipesBox. Das sollte man sich auch zu Herzen nehmen, denn für Einsteiger ist der Pipes Editor sehr ungeeignet.

Ich habe mir die Aufgabe gestellt, die Pipe aus dem Market zur Steckdosensteuerung nachzubauen und um die Funktion einer Zeitschaltung zu erweitern. In der Praxis wäre dies typischerweise im Treppenhaus zu finden: Jemand öffnet die Haustür und das Licht schaltet sich für 5 Minuten ein. Die Haustür ist in meinem Beispiel ein Button auf der Weboberfläche. Es passiert nichts weiter, als dass das Licht beim drücken des Buttons eingeschaltet wird und sich nach einer vorgegebenen Zeit wieder ausschaltet. Wie diese Pipe dann aussieht, sehen wir hier:

Meine eigene Pipe: Eine Verzögerungsschaltung

Meine eigene Pipe: Eine Verzögerungsschaltung

Schnell wird klar, das so eine einfache Anwendung schon sehr viele Elemente braucht und das Ganze ist auch nicht in 5 Minuten erledigt. Für mich kam noch hinzu, dass ich erst einmal die einzelnen Funktionen verstehen und vorallem auch die passenden finden musste. Gesamt habe ich ca. 1 Stunde gebraucht. Schuld daran ist auch die etwas langsame Oberfläche. Spaß hatte ich beim herumbasteln auf jeden Fall, aber komplexere Anwendungen brauchen natürlich noch viel mehr Zeit und Konzentration. Ich befürchte auch, dass die Darstellung schnell unübersichtlich wird. Vielleicht lassen sich die Entwickler hier noch etwas einfallen.

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Wie geht es weiter?

“Klein anfangen - groß träumen”. Das ist ein Zitat von der Homepage der PipesBox. Ich denke, das trifft es auch schon sehr gut. Wenn man sich ein bisschen mit der Materie auskennt, wird man schnell viele Möglichkeiten vor Augen sehen. Gerade die Einbindung von Cloud-Diensten, sozialen Netzwerken und die Interaktion mit vielen Netzwerk-Geräten, z.B. Smart TVs lässt sich realisieren. Was die Performance betrifft, kann ich persönlich noch nicht so genau beurteilen. Grenzen gibt es in jedem Fall, denn das Raspberry Pi arbeitet mit einem 700 Mhz ARM Prozessor und leistet damit in etwa so viel wie ein Smartphone. Je mehr Anwendungen und Kontrollabfragen also parallel laufen, desto langsamer wird das System. Das merkt man jetzt schon im grafischen Pipes Editor.

Man kann wahrscheinlich auch davon ausgehen, dass es die ein oder andere Hardwareerweiterung geben wird. Denn genau das ist ja der Sinn des Projekts: Möglichst viele Heimautomatisierungs Standards zu verbinden. Wenn man dann noch mehr Entwickler für den Market gewinnt, sehe ich durchaus Potential. Sehr positiv fällt jetzt schon das funktionelle Design und die übersichtliche Website ins Gewicht. Auch die Anmeldung vom Smartphone unterwegs funktioniert gut. Man sieht also schon deutlich, wo die Reise hingeht.

Fazit

Die PipesBox ist eine Interessante Lösung, welche es so auf dem Markt noch nicht gibt. Bei einem Produkt stellt man sich erst einmal die Frage der Zielgruppe. Im Moment ist diese ganz klar der Enthusiast oder der Linux Nerd, im besten Fall der Programmierer. Mit den Vorgegebenen Pipes kann man noch nicht viel anfangen, jedoch lässt sich schon sehr gut das Potential erahnen. Wenn der Normalanwender dann genug Auswahl im Market findet, kann er auch mit der PipesBox glücklich werden. Selbst Pipes zu erstellen ist alles andere als selbsterklärend und es ist fraglich, ob man auf der ruckeligen Weboberfläche bunte Kästchen umherschiebt oder sich gleich lieber an eine Programmierumgebung setzt und im Quellcode arbeitet.

Was die Kompatibilität angeht, so sind noch alle Möglichkeiten offen. Aktuell funktioniert Z-Wave und LAN. Ob die Entwickler zukünftig mehr anbieten (die Erweiterung via USB Stick ist möglich), weiß man noch nicht. Interessant wird es vor allem, wenn man teure Z-Wave Hardware mit günstigen 433Mhz Steckdosen kombinieren kann.

Zusammengefasst ist der Ansatz und das Potential erkennbar, der aktuelle Stand reicht aber einfach noch nicht für den Alltag. Alternativen wie Homee sind da schon deutlich weiter und richten sich viel eher an den “Normalverbraucher”. Als letztes fehlt es sicher auch noch ein wenig an Community rund um das Projekt. Da aber ein Raspberry Pi verwendet wird, sollte auch hier bald noch mehr möglich sein.

Die PipesBox auf Facebook

Die Website der Entwickler

Diesen Blogpost hat geschrieben ...

danielboe

Hi, ich bin Daniel, Geschäftsführer bei der "Smarthome Agentur UG" und mein Leben dreht sich rund um Technik seit ich denken kann. Mein Interesse gilt neuen Trends, welche den Alltag erleichtern. Dinge zu verstehen und sie noch besser zu machen ist mein Motto.
Wenn ich gerade nicht der Informatik Nerd bin, höre ich Musik, fahre Fahrrad oder treffe mich mit Freunden.

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